Am Freitag haben wir Abschied vom Elch unseres Chefs genommen. Der thronte jahrelang auf dem Schreibtisch des Chefs und und starrte uns dümmlich an. Der Chef hat ihn als passionierter Jäger geschenkt bekommen. Der Elch wirkte sehr traurig, als er sich - als letztes Chef-Insignium - in die Umzugskiste trollen mußte. Wir werden ihn nicht vergessen.
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Ist 40 Jahre alt, Controllerin und lebt in Nordrhein-Westfalen.
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Die Krise begann schon im januar. Unsere Firma hatte kaum mehr Aufträge. Das Auftragsloch hatte sich schon am Jahresende 2003 angekündigt, aber der Chef hatte beide Augen vor der Wirklichkeit verschlossen.
Im Januar hatte wir schon 100 T€ Verlust gemacht, was die Hausbanken gar nicht amüsierte.
Ende Februar war der Verlust noch größer, wobei es der Chef vorzog, hierüber die Banken nicht in Kenntnis zu setzen. Im Mai dann Kündigung der Kreditlinien und Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Im August Eröffnung des Insolvenzverfahrens, Ausproduktion beschlossen bis Ende Oktober 04. Im Oktober von ehemals 40 Mitarbeitern noch 10 beschäftigt, im November werden noch 5 MItarbeiter restabwickeln. Von den ehemaligen Mitarbeitern haben 3 bislang eine neue Stelle gefunden.
In umserem zuständigen Amtsgerichtsbezirk hatte war unser Verfahren die ca. 750te Unternehmensinsolvenz seit dem 01.01.04. Wie viele Arbeitnehmer in diesen über 700 Unternehmen beschäftigt waren, ist nicht bekannt. Ich gehe jedoch davon aus, daß mehrere Tausend Arbeitsplätze hiervon betroffen waren. Ich gehe weiterhin davon aus, daß bei keinem dieser klein- und Mittelunternehmen sich die Gewerkschaften, der Kanzler, die Politik oder Frau Christiansen eingeschaltet haben.
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Als wir an einem heißen, langweiligen Ferientag die Ameisenstraße entdeckten waren schon zwei Projekte im Bereich der Insektenkunde gescheitert.
Zum einen gab es da den Fliegenfriedhof, den wir liebevoll im Vorgarten, gleich neben dem Gullideckel der Güllegrube angelegt hatten. Das Vorhaben wurde letztendlich wegen wenig ausgeprägten Individualität der Verstorbenen aufgegeben, so daß sich nach einiger Zeit der Fliegenfriedhof vom gut gepflegten Totenacker mit ständig erneuerten Blumenbuckets vor den Grabkieseln zu einer verlassenen Ödnis mit vergessenen, unkrautüberwucherten Gräbern verwandelte.
Auch die Käferfarm hatten wir zügig liquidieren müssen. Wir hatten zwar in einer Apfelsinenkiste durch Aussat von Kressesamen ein kleines Biotop angelegt, das durch ein winziges Fellstückchen aus Mutters Näh-Restekiste bereichert worden war. (Gemäß Kosmos-Käferführer hatten einige interessante Spezies die Angewohnheit, sich in den Resten tierischer Haarprodukte anzusiedeln). Die Sache scheiterte aber dann an der Suche nach geeigneten Insassen. Die beiden in der Käferfarm inhaftierten Marienkäfer verhungerten binnen weniger Tage, da offenbar keinelei Blattläuse bereit waren, ihre Tätigkeit innerhalb der Farm aufzunehmen.
Als uns daher das lebendige schwarze Band aus Ameisenleibern auffiel, das aus einer Ritze der Gartentreppe quoll, um zwei Stufen höher wieder im Untergrund zu verschwinden, waren wir sofort interessiert. Xani meinte " wir baden die jetzt mal, da freuen die sich". Obwohl für die Ameisen das Bad in der wassergefüllten Quarkschachtel extrem anstrengend schien, waren wir doch der Auffassung, daß wir damit einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitspflege der Tiere beitrugen. Nach dem Bad schienen die Ameisen etwas schlapp, schlossen sich jedoch innerhalb weniger MInuten wieder ihrer Straße an, um weiterhin ihrer Lebensaufgabe nachzukommen.
In den nächsten Tagen experimentierten wir mit verschiedenen Badezusätzen, wobei sich der Saft der Zaunwinde als besonders wirkungsvoll herausstellt. Wir quetschten das dickliche weiße Sekret direkt in das Badewasser, wo sich an der Oberfläche ölige Schlieren bildeten. Auf unsere Probanden hatte diese Suspension eine extrem narkotosierende Wirkung, so daß wir kleine Aufwach- und Pflegeräume in den Blüten von Löwenmäulchen oder Digitalis anlegen mußten.
Wir waren der Auffassung, daß wir eine äußerst nutzbringende Dienstleistung an den Ameisen erbrachten, wobei uns vielleicht zugute zu halten ist, daß wir, meine Zwillingsschwester und ich, 6 Jahre alt waren.
Eines Morgens zog sich statt der schwarzen Ameisenstraße ein Band aus gelblichem Pulver an der Treppe hoch.
Vater hatte DDT gestreut.
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